April 2006

Die Osterzeit ist in Namibia wie die Weihnachtszeit Ferienzeit. Schulen, Kindergärten, auch viele Fabriken und Ämter sind geschlossen. Die Osterferien begannen dieses Jahr am 07. April und endeten am 16. Mai. Unsere wichtigsten Aufgaben bei diesem Aufenthalt betrafen den nahenden Winter auf der Südhalbkugel, der in Namibia im Mai langsam beginnt. Dieses Jahr hat es dort seit Januar soviel geregnet wie seit 120 Jahren nicht mehr. Die viele Feuchtigkeit verhieß einen kalten Winter, die ersten Nachtfröste kamen dann auch Ende April. Namibia ist ein Wüstenland mit kalten Nächten und einer heißen Sonne – im Winter sind die Tage allerdings kurz, sie geht um etwa 7:30 Uhr auf und um 16 Uhr wieder unter. Zudem ist der Himmel meist strahlendblau, es gibt also keine schützende und isolierende Wolkendecke, und der eisige Wind bläst Tag wie Nacht. Dieser kalte Wind wird, gemeinsam mit der Verdunstungskälte des feuchten Bodens, Nächte mit bis zu 20 Grad Celsius minus bringen. Die Kindergärten liegen alle mindestens auf 1500 Meter Höhe über dem Meeresspiegel!

Die Blouwkrans-Internatsschule war unser erstes Ziel, dort herrscht wie schon im Januar-Bericht beschrieben ein Matratzenmangel. Die 150 als Bedarf genannten Matratzen reichten bei näherer Betrachtung bei weitem nicht, 200 Matratzen mussten in der Matratzenfabrik im etwa 80 km Windhoek bestellt werden. Leider war eine Lieferung erst am 12. April möglich, die Ferien begannen am 07. April – die strahlenden Kindergesichter bei der Übergabe der Matratzen würden wir also leider nicht sehen. Die Transportfrage war auch recht kompliziert, wir fanden allerdings jemanden, der die Matratzen in einem Kühltransporter transportieren wollte – wegen des Regens musste es ein geschlossener LKW sein. Leider passten dann doch nicht alle Matratzen in den LKW, etwa 60 Stück mussten auf dem Dach befestigt werden – mit Plane und Netz gesichert. Nach einem abenteuerlichen Transport, der in Deutschland so nicht möglich gewesen wäre, waren dann aber alle Matratzen am Karfreitag am Ziel, inklusive einiger neuer Fensterscheiben, da in der Schule bereits wieder einige zu Bruch gegangen waren.

In Marthas Morning-Sun Kindergarten war die Toilette ein wichtiges Projekt. Leider war der zuständige Beamte erst im Außendienst, dann im Hospital – es war wieder einmal zum Verzweifeln. Der Beamte musste die exakte Lage der Toilette vor Ort festlegen, damit dann ein Sockel dafür betoniert werden konnte. Ohne den Herrn ging nichts, der Fertigtoilettenhersteller und die Dame vom Wasseramt lehnten freundlich aber bestimmt weitere Tätigkeiten vor der Genehmigung durch den Beamten ab. Das Ganze würde vor unserer Rückreise nach Deutschland nicht klappen – frustrierend!
Martha schloss ebenfalls am 07. April ihren Kindergarten, um ihre Familie im Owamboland zu besuchen. Ein Notdienst durch ihre Helferin war eingerichtet, nicht alle Kinder konnten während der Ferien durch ihre Eltern betreut werden, da sie arbeiten mussten. Sie werden in den Ferien nicht unterrichtet, nur beaufsichtigt und bekocht. Wie immer freuten sich die nur 5-10 Kinder aber, als wir sie besuchten!
Auch Ellie schloss zu Ferienbeginn, aber ruhig ist es bei ihr nie, da die Straßenkinder auch in den Ferien Hunger haben. Auch im Ebenacer-Kindergarten existiert ein Notdienst. Es wuselt dort, alle Altersstufen zwischen einem und fünfzehn Jahren sind vertreten. Ellie war sehr enttäuscht, dass die Stadtverwaltung keine Genehmigung für den Abriss des Wellblechbaus und den Bau eines Steinhauses gab. Ihr wurde von Amts wegen mitgeteilt, dass sie derzeit ja nicht einmal in der Lage wäre, die monatlichen Wasserrechnungen zu bezahlen, was man daran sehe, dass sie es eben nicht tue… und so könne man ihr nicht erlauben, ein Steinhaus zu bauen, aus dem man sie nicht mehr vertreiben könne, wenn sie der Gemeinde zur Last falle. Ellie wies wohl darauf hin, dass sie die Wasserrechnungen immer bezahle, wenn wir wieder da seien und ihr das Geld gäben, der Herr im Amt meinte allerdings, man könne sich nicht darauf verlassen, dass wir in alle Ewigkeit kämen. Nun lassen wir den Ebenacer Kindergarten erst einmal so, wie er ist: Baulich in Ordnung, der Boden ist zementiert, die Wellblechwände sind dicht, das Dach ebenso, die Fenster sind ausreichend und winddicht.

Viel Freude bereitet uns der Kapps-Kindergarten. Nach all den Problemen am Jahresende haben die genauen Regeln, die wir für Erzieher wie Eltern festlegten, dazu geführt, dass wieder Kindergartenarbeit möglich wurde. 26 Kinder besuchen den Kindergarten regelmäßig, jedes Kind ab vier Jahren hat seine eigene Mappe mit seinen Arbeiten, es wird zweimal täglich eine volle Mahlzeit gekocht, die Kinder sind gesund und saube und haben gute Manieren. Sie wurden bis Ostern von Angelika und Veronika betreut, wobei Angelika die Kindergartenarbeit und Veronika das Kochen, Putzen, Waschen übernahm. Seit Ostern wird Angelika durch Frieda unterstützt, die bisher in einer Säuglingstagesstätte gearbeitet hat und nach dem Umzug ihres Mannes nach Kapps Farm eine neue Stelle suchte.Sie möchte gerne eine Ausbildung zur Erzieherin machen, die in Windhoek angeboten wird. Wir werden ihr diese ermöglichen, so haben wir für den Fall der Fälle einen Ersatz für Angelika. Veronika, die bisher half, ist für diese Stelle nicht geeignet, sie kann selbst kaum lesen. Sie ist eine wundervolle, liebevoll-energische, wohlbeleibte Mammi, die uns zu Ostern mit der Geburt eines Sohnes überrascht hat. Bis Gründonnerstag hat sie ihren Dienst getan, nun will sie sich bis Juni erholen.
Angelika schloss nicht über Ostern, das hatten wir im Januar mit den neuen Regeln festgelegt. Die Eltern in Kapps-Farm haben über Ostern keinen Urlaub, deshalb muss der Kindergarten geöffnet sein. Uns machte es auch viel Spass, mit den Kindern zu basteln, Ideen dazu holten wir uns in den Kindergärten St. Michael und Gut Betha in Bad Waldsee. Wir bastelten Hühnchen aus Eierkartonwaben und Pfeifenputzern, Osterhasen aus angemalten Eiern, stellten aus Mehl, Salz und Alaun Knetmasse her, übten Fingerspiele, Schleifen binden, auf einem Bein hüpfen und vieles mehr…
Natürlich durfte auch eine Oster-Party nicht fehlen! Für jedes Kind gab es ein großes Brötchen mit weiß-brauner Nutella, ein großes Schokoladenei und viel Saft. Die Kleinen schafften ihr Brötchen nicht einmal ganz, ein paar versuchten, es in der Hosentasche in Sicherheit zu bringen, und einer versteckte sein Schokoladenei unter der Mütze. Es war ein tolles Erlebnis für uns alle!
Dass der Kapps-Kindergarten so gut läuft, liegt auch mit daran, dass wir jemanden gefunden haben, der sich regelmäßig kümmert. Unser „Helfer“ heisst Andre, ist ein weißer Namibier und arbeitet beim Tierpräparator, bei dem auch viele Eltern der Kindergartenkinder arbeiten. Andre ist sehr sozial eingestellt und findet das, was wir für und mit den Kindern tun, sehr gut. Er ist selber auch an anderen sozialen Projekten beteiligt und schaut mehrmals in der Woche nach dem Kapps-Kindergarten, hilft Probleme lösen und hat ein offenes Ohr für alle. Jeden Freitagabend legt Angelika ihm den Wochenarbeitsbericht vor, dazu eine Mappe von jedesmal einem anderen Kind, und bekommt dann das von uns bei Andre hinterlegten Lohn für diese Woche.
Die Kinder, die wir bereits eingeschult hatten, brachten ihre Halbjahreszeugnisse. Bis auf ein einziges Mädchen sind alle gut in der Schule und werden von ihren Lehrern gelobt. Wir können zufrieden sein!

 

Ausgabenübersicht im April 2006

Essen (zusätzlich zur Grundnahrung: Osterparty, Fleisch, Makkaroni, Saft, Milch, Obst und Gemüse)

1208,69 N$

Matratzen und Decken (Blouwkrans, Martha, Ellie, Kapps)

24537,20 N$

Transport von Matratzen

1000,00 N$

Arbeitsmaterial

1259,65 N$

Schulgelder

640,00 N$

Handtücher und Waschlappen

89,89 N$

Glas für Fenster (Blouwkrans und Kapps) und Schaukelseil

1046,18 N$

Transport der Kinder von Kapps nach Blouwkrans
1x im Monat (01-08/06

800,00 N$

Krankenhausgeld

20,00 N$

Löhne für Erzieherinnen

1660,00 N$

Löhne für Instandhaltungsarbeiten an Kindergärten

350,00 N$

Gas Ellie, Martha

315,90 N$

hinterlegt für Löhne bis Ende August 2006
incl. Kursgebühren Frieda, Gas Kapps, warme Kleidung für Kinder bei Bedarf

12500,00 N$

hinterlegt bei African Marketing für Essen bis September

5000,00 N$

Summe

50427,51 N$

Wechselkurs im April: 1 € = 7,2 N$

7000,00 N$

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