Den Morning Sun Kindergarten in Katutura-Havanna haben wir 1999 „aus der Wiege gehoben“. Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem ich damals mit Frau Rohwer, welche die allerersten dieser Kindergärten betreute, eine Rundfahrt durch Katutura, mit Besichtigung der Kindergärten, machen wollte. Als wir ins Auto steigen wollten stand da eine junge, schwarze Frau in einem korrekten Kostüm. Sie stellte sich als Martha Nangula vor und bat uns, ihr beim Aufbau eines Kindergartens zu helfen. Es war sehr schwer sie zu verstehen, da sie ein eigenartiges Englisch sprach – nach einiger Zeit kamen wir darauf, dass sie aus dem Stamm der Ovambo stammt, dieser kennt kein „R“, sie ersetzte dieses durch ein „L“, was das Verständnis manchmal schwer machte.
Sie führte uns damals dann zu ihrem Kindergarten, eine Wellblechbude, krumm und schief mit einer Fläche von etwa 2×2 Metern, auf felsigem und unebenem Naturfelsgrund. Etwa 15 Kinder tauchten nach und nach auf, setzten sich auf den Boden und beobachteten und mißtrauisch. Frau Rohwer sah mich an und fragte: „Übernehmen Sie das? Das gibt viel Arbeit und kostet viel Geld, ich habe genug mit meinen anderen Kindergärten zu tun, ich kann nicht.“
Wir übernahmen die Aufgabe. Stück um Stück bauten wir den Kindergarten aus, wie die Spendengelder kamen. Zuerst gab es einen Zementfußboden, dann einen Anbau, auch nicht viel größer als der erste Raum, in dem Martha essen und schlafen konnte. Dann nochmal einen Anbau, dabei wurde eine Zwischenwand eingerissen, der Kindergarten war nun 2×5 Meter groß. Mit PKW-Reifen wurde ein Zaun errichtet und eine Schaukel gebaut. Im Winter war der Raum aber jämmerlich kalt (Katutura liegt auf etwa 1900 Meter über NN), im Sommer ein Backofen, es regnete an vielen Stellen herein und es zog. Das ganze Gebäude war außerdem zu niedrig, da die erste Hütte immer die Höhe vorgegeben hatte.
Martha war allerdings sehr fleissig. Die Kinder lernen zwar bis heute kein „R“, weil Martha es nicht ausprechen kann, aber sie sind bestens für die Schule vorbereitet, wenn sie den Kindergarten verlassen.
Etwa 2005 erhielten wir die Genehmigung eine Toilette zu errichten, da die Kinder immer wieder in Konktakt mit Schlangen kamen, wenn sie im Busch ihre Notdurft verricheteten. Außerdem konnten wir, dank einer sehr großen Spende, den Hüttenverhau sanieren und einen wunderschönen, stabilen Kindergarten aus Zementfertigteilen bauen.
Seit 1999 ist Martha äußerst zuverlässig. Sie war immer im Kindergarten erreichbar, es wurde dort immer gelernt, gesungen und unter Aufsicht gespielt, wenn wir dort ankamen. Sie organisiert viel selbst, wie beispielsweise monatliche Kontrollen der Kinder durch den Gesundheitsdienst. 2009 hat sie die Ausrüstung des Kindergartens durch eine namibische Firma mit Solarbeleuchtung organisiert, wodurch jetzt dauerhaft elektrisches Licht im Kindergarten existiert.
Am Anfang hatte sie dasselbe Problem wie alle Kindergärten: Nicht alle Eltern bezahlten, so dass sie für ihren eigenen Lebensunterhalt kein Geld hatte. Sie brachte uns auf die Idee, den Kindern ein Essen im Kindergarten zur Verfügung zu stellen, da einige Kinder Essen dabei hatten, andere jedoch nichts von daheim mitbekamen und den ganzen Tag hungerten. Seitdem lassen wir die Grundnahrung monatlich durch ein Kaufhaus liefern, gleichzeitig zahlen die Eltern auch regelmäßig ihre Beiträge für den Kindergarten an sie.
Bei Martha wird eifrig gebaut – ein neues Seitengebäude ist entstanden. Da noch weitere Änderungen anstehen, sind ein paar Provisorien auf dem Grundstück zu sehen. Die Betonbauteile (Concretech) sind Fertigbauteile, die günstig und schnell Bauten ermöglichen – der Anbau wurde vom Baobab-Verein und somit von Ihnen ermöglicht!